CHRIS GELBMANN :: Bio :: extended

Üblicherweise beginnen Musikerbiografien mit Sensationen, übernatürlichen Geschehnissen, bahnbrechenden Begegnungen oder schweren, aber überlebten Krankheiten, die die Lebensgeschichte des zu Beschreibenden durchzogen. In dieser Hinsicht hätte das Curriculum Vitae des Chris Gelbmann durchaus Einiges herzugeben. Da war zum Beispiel der Fahrradunfall im zarten Alter von 15 Jahren, den er nur mit viel Glück überlebte. Oder die übernatürlich inspirierenden Gitarrestunden, die ihm sein älterer Bruder Thomas gab, kurz bevor er auf tragische Weise aus einem tragisch unglücklichen Leben schied. Oder aber jener schicksalhafte Tag, an dem sich ein hagerer Keyboarder namens Alex Nefzger an der Straßenbahn Endstation Rodaun aus seinem Toyota Starlet schälte, um einen gewissen „Earl Grey“ kennenzulernen, der kurz zuvor per Inserat nach Mitmusikern zwecks Bandgründung gesucht hatte ...

Trotzdem wollen wir hier so nicht beginnen. Wir rollen den (musikalischen und auch sonstigen) Werdegang des Chris Gelbmann lieber nüchtern auf und liefern damit einen feinen, krassen Gegensatz zu jener ganz und gar nicht nüchternen Aufarbeitung von Emotionen, Beziehungen und Liebschaften, die uns in Form seines aktuellen Tonträgers „The Pink Beast of Love“ vorliegt. Schließlich soll ja die Musik für Dramatik im Geiste sorgen und nicht die Herleitung ihrer Entstehung.

Keine acht Jahre als ist Chris Gelbmann, als er sich das Mundharmonikaspielen beibringt. Mit 12 wendet er sich bereits der Ukulele zu, ein Jahr später schließlich greift er sich erstmals die Wandergitarre seines Bruders und lässt sich von diesem ein paar Standardgriffe zeigen, was ihm endlich ermöglicht, seine regelmäßig verfassten Texte zu vertonen und zu notieren. Was er tatsächlich niederschreibt sind allerdings nur die Lyrics. Die Chords speichert er in seinen Fingern, wollten wir katalogisieren, hielten wir dort mittlerweile bei rund 400 gespeicherten Songs.

Die Band „The Earl Grey“ wird 1987 gegründet, 1988 geht der erste Gig über die Bühne, stilecht in einem Heim für schwer erziehbare Mädchen. In den folgenden vier Jahren bespielt das Trio in unregelmäßigen Abständen und mit wechselnder –jeweils von der Bühnengröße der zu bespielenden Location abhängiger – Besetzung den Süden Wiens und die Umgebung von Mödling. Den einen oder anderen Gig bestreitet „Earl Grey“ alleine, das Gelbmann’sche Singer/Songwriter-Alter Ego erfreut sich bald weitreichender Beliebtheit. Als er Anfang 1991 von einem befreundeten Gemeinderat damit betraut wird, die organisatorische Leitung des Perchtoldsdorfer Jugendclubs „Der Spiegel“ zu übernehmen, beginnt parallel zur Karriere des „Earl Grey“ die Musikbiz-Laufbahn des Chris Gelbmann. Zunächst motiviert den ambitionierten Musikus vor allem die Zusage, die Location ausserhalb der Spielzeiten als Proberaum nutzen zu können, dazu, sich den aufwändigen Clubmanagerjob aufzuhalsen, mit der Zeit wächst Gelbmann aber immer mehr in die herausfordernde Aufgabe, ein kleines Jugendzentrums quasi ohne Budget zu bespielen, hinein. Mit viel Ehrgeiz und Ambition schafft er es, von 1991 bis 1993 einige renommierte Acts der österreichischen Pop- und Jazzszene auf die Bühne hinter der Perchtoldsdorfer Burg zu bringen; Papermoon, Harri Stojka, Karlheinz Miklin und Joni Madden performen live und sorgen für ausverkaufte Häuser bei moderaten Gagen.

Als das Projekt „Spiegel“ im Winter 1993 seinem bautechnisch bedingten Ende zusteuert, lernt der Autor dieser Zeilen den Mann von dem sie handeln kennen und das zunächst nicht ohne Mißtöne. Für einen schlacksigen, langhaarigen Typen, der nicht viel älter als einer selbst ist aber ganz schön auf großer Promoter macht, kann man sich als Manager einer mittellosen Youngsterband mit tollkühnen Ambitionen schließlich nicht einfach so erwärmen, das befiehlt schon das Berufsethos. Als ein paar Tage darauf aber nicht einmal die Hälfte der Band-Belegschaft zum angekündigten Spiegel-Gig auftaucht, schnallt sich der vemeintlich slicke Veranstalter Gelbmann plötzlich seinen „G & L“-Stratocaster um, schaltet seine drei obligaten Verzerrer vor den Amp und greift in die Seiten. Ohne jede Absprache, ohne jede Probe. Die folgenden drei Stunden Jam-Session vor begeistertem Publikum legen den Grundstein für eine fruchtbare und vor allem langwährende Freundschaft, deren Ablaufdatum auch über zwölf Jahre nach ihrer Initialzündung keineswegs absehbar ist.

Irgendwann im Frühjahr 1991 fährt sich das Vehikel „Earl Grey“ für den zu jener Zeit noch recht ungestümen, stilistisch hauptsächlich Jimi Hendrix nacheifernden Gitarristen und Sänger fest. Chris will richtig anrocken, mit größerer Band, mehreren Gitarren, Schlagzeug, Bass und Keyboards. Dem diesbezüglichen Inserat in einem Lokalblatt folgen ein paar halbherzige Jam-Sessions mit mehr oder minder talentierten Musikern und ein äußerst obskur vereinbarter Nachmittagstermin mit einem Keyboarder und Tontechniker, der den Weg ins Zentrum von Perchtoldsdorf partout nicht finden kann oder will. Als Treffpunkt wird daher die Endstelle der Straßenbahnlinie 60 vereinbart, ein hagerer, blasser Geselle namens Alexander „Lexy“ Nefzger taucht dort auf, gibt sich mehr phlegmatisch als enthusiastisch und lässt sich von Chris zum gemeinsamen Proberaum dirigieren, wo die Dinge ihren Lauf nahmen. Wollte man polemisieren, könnte man sagen, die beiden haben den gemeinsamen Proberaum eigentlich bis zum heutigen Tage nicht wieder verlassen.

Keine zwei Wochen später gründet das Duo Gelbmann/Nefzger die Avantgarde-Pop Kombo „Ynis Witrin“, die vor allem durch interessante Instrumentierungen mit Bläsersatz und Horn auffällt, sich aber nichtsdestotrotz richtig lautem Verzerrer-Rock verschreibt. Der Dynamo dieser extrem energetischen Formation dreht sich von Anfang an ziemlich schnell, wie sich bald herausstellt leider etwas zu schnell, was die Vibes in der Band nach kurzer Zeit auf diverse, harte Proben stellt. Einige bemerkenswerte Songs entstehen im Kollektiv, ziemlich viele Auftritte und Recordings werden absolviert. Aber bereits zwei Jahre später, im Sommer 1994, werden die Bruchlinien innerhalb der Formation zu deutlich, was Bandgründer Gelbmann letztlich dazu bewegt, die Band aufzulösen und sich wieder auf Earl Gray-Solopfade zurückzuziehen. Dass sich gewisse Änderungen in Gelbmanns künstlerischer Wahrnehmung seiner selbst vollzogen haben, drückt er durch eine klitzekleine Änderung seines Künstlernamens (die Verwandlung des „e“ im zweiten Wort zu einem „a“ stellt ausserdem eine komfortable Distanz zu einer beliebten Heissgetränksorte her) aus, überhaupt bedeutet das Jahr 1994 für den mittlerweile 22 jährigen eine Saison der gekappten Taue dar: im Herbst tritt er als Vereinsobmann des zwischendurch ins benachbarte „Hyrtl Haus“ übersiedelten „Spiegel-Jugendzentrums“ zurück und zieht nach Wien.

Zuerst in den Tiefen des fünfzehnten, dann des zwölften Wiener Gemeindebezirkes verwurzelt gefällt sich Chris Gelbmann die nächsten Jahre über als eine Art Working Class Hero und verdingt sich als Roadie, Platinenlöter und Botendienstfahrer während er sich auf seinen Werdegang als Singer-Songwriter konzentriert. Das Repertoire wird leicht modifiziert und um neue Songs ergänzt, die Besetzung völlig umgekrempelt. Die Earl Gray-Gigs der Jahre 1993-95 blieben den Rezipienten als aufwändig orchestrierte Crossovers von Folk bis Rock mit unzähligen Gastmusikern rund um den charismatischen Frontman in Erinnerung. Als Referenz dieser nicht unfertilen Schaffensperiode erscheint 1995 auf Bourbon Records / Bellaphon die „Earl Gray“-EP „Love is Easy?“, die Gelbmann vollständig aus dem angesparten Schmerzensgeld, das er für seinen Fahrradunfall als Teenager erhielt, finanziert und in nur drei Wochen Produktionszeit in einem kleinen Wiener Studio eingespielt wurde. Der hier Schreibende durfte, nebenbei bemerkt, einige Hammond- und Pianotracks zu diesem musikalischen Statement beisteuern.

Während jener intensiven Earl Gray- Phase dünnt sich das musikalische Verhältnis zu Lexy Nefzger ein wenig aus, trotzdem bleiben die beiden für einander so etwas wie musikalische Lebensmenschen mit fruchtbaren Wechselwirkungen. Beim EP-Release-Gig Anfang 1995 zeichnet Nefzger für den Livesound verantwortlich und designt im akustisch schwer bezwingbaren „Cafe Europa“ ein HiFi-mäßig dichtes Klangspektrum. Bei den über das Jahr 1997 und diverse Wiener Szenelokale verstreuten Einzeldates von „Earl Gray“ ist Nefzger an den Keys bereits wieder mit von der Partie. Und als sich Chris Gelbmann in den folgenden Jahren gänzlich in den Backstagebereich der Musikindustrie zurückzieht, ist er der Einzige seiner ehemaligen Weggefährten, mit dem er dann und wann musikalisch kommuniziert.

Bereits 1995, im Zuge der Vermarktung des „Earl Gray“-Tonträgers traf Gelbmann auf eine Vielzahl sogenannter „Förderer und Gönner“ teils aus dem Verlags-, teils aus dem Labelbereich, die einem jungen, aufstrebenden Musiker zwar freundlich begegneten, sein Fortkommen letztenendes aber doch recht hartnäckig verhindern oder gar bekämpften, aus welchen Gründen auch immer. Nicht zuletzt aus Unverständnis des Erlebten, aber auch aus Neugierde darüber, wie das Musikgeschäft in einem kleinen Land wie Österreich vielleicht doch effizient funktionieren könnte, begann sich Chris für die andere Seite der Medaille zu interessieren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Marketingfachmann, heuerte bei EMI Austria als Marketing Manager an und leitete von 1997 bis 1999 das dortige Strategic Marketing-Department. 1999 wechselte er zum Marktführer UNIVERSAL, baute dort den Strategic-Bereich zu einem veritablen Profitcenter aus und formte ein bis dahin eigentlich kaum Vorhandenes zum größten Artist & Repertoire Department eines Major Labels in Österreich aus. Von 2000 bis 2003 entstanden unter Gelbmanns Akquise das Reunion-Album von Papermoon, die zwei höchst erfolgreichen Erstlingswerke des einzigen aktuellen „Austro“-Popstars Christina Stürmer („Freier Fall“ und „Soll das wirklich alles sein?“) sowie das erste Major-Signing des extravaganten Ausnahmekünstlers Hans Platzgummer („Convertible“). Das endgültige Meisterstück seiner A & R-Karriere sollte Gelbmann allerdings inklusive Vorbereitung, Konzeption und Produktion ganze drei Jahre kosten und erfährt mit der Veröffentlichung des Drei-CD-Kompendiums „Ruf und Echo“ von André Heller im Herbst 2003 eine für alle Beteiligten kaum vorstellbar erfolgreiche Finalisierung.

Das Monumental-Opus, das der Multimedia-Künstler Heller mit einer Vielzahl honoriger Mitmusiker (Thomas D., Xavier Naidoo, Edo Zanki, The Walkabouts, Brian Eno, etc ...) am Gardasee aufnahm, ist wohl das außergewöhnlichste und finanziell riskanteste Werk, das die - wie man von allen Seiten vernimmt marode bis halbtote - österreichische Musikindustrie in den letzten zehn Jahren hervorbrachte - und hatte trotzdem Erfolg. Aber weniger die Konzeption oder die Budgetierung des Riesenprojektes, das während der Produktionszeit übrigens mehrmals haarscharf zwischen Erfolg und Untergang gratwanderte, waren für Gelbmann die Hauptstunts. Das Unmögliche möglich zu machen gelang dem auf dem Cover als „Executive Producer“ Angeführten damit, „den Heller“ - wie er ihn zu nennen pflegt - überhaupt erst zu einem derartigen kreativen Kraftakt zu überreden, hatte dieser doch schon Anfang der 1980er Jahre dem Popstardasein für immer und ewig abgeschworen. Nicht bloß einmal musste der exzentrische Allroundkünstler von der Sinnhaftigkeit des Projektes erneut überzeugt und zum Weitermachen bis zum Schluß motiviert und angespornt werden. Erst das Endergebnis vermochte letzte Zweifel endgültig auszuräumen, ein sogar für internationale Verhältnisse recht ansehnliches, wirtschaftliches Ergebnis bestätigte schließlich auch erst im Nachhinein alle Beteiligten, das Richtige zur rechten Zeit getan zu haben.

Während der Produktion des Heller-Kompendiums stellten sich, zunächst zwar unbemerkbar, aber auf jeden Fall unverhinderbar, einige Weichen für das zukünftige Leben und Schaffen des Christoph Gelbmann. Zuerst rief er, als ein musikalisch profunder und für das Handling eines André Heller ausreichend sensibler und belastbarer Produzent gesucht wurde, seinen alten musikalischen Mitstreiter Lexy Nefzger auf den Plan, was nicht nur für das Album, sondern auch für Chris’ persönliche, musikalische Zukunft die goldrichtige Entscheidung war. Und nur wenig später arrangierte der Zufall ein spontanes Wiedersehen zweier alter Seelenverwandter, die sich lange aus den Augen verloren hatten und am allerwenigsten mit einem künstlerischen Wiedersehen in Gardone rechneten.

Der in New York lebende, aber mit österreichischen Wurzeln ausgestattete Literat und Gelegenheitsmusiker Terzi Shogricht war Chris Gelbmann zum ersten Mal Anfang der 1990er Jahre begegnet, als er eines verregneten Samstagnachmittags den absagebedingt spielfreien, folgenden Abend im „Spiegel“ unter Hochdruck zu programmieren hatte und den zufällig ins Lokal stolpernden Shogricht, der sich rein prinzipiell über Auftrittsmöglichkeiten in der Perchtoldsdorfer Burg informieren wollte, kurzerhand verpflichtete, ohne zu wissen, was dieser überhaupt zu bieten hatte. Das förmlich „blinde“ Vertrauen Gelbmanns wurde mit einem legendären Crossover-Abend aus Lesung und Kammerkonzert belohnt, von dem die Kulturszene noch eine ganze Weile zu berichten hatte. Auch bei der ersten Probe von „Ynis Witrin“ war Terzi im Spiegel, dem Drängen von Gelbmann und Nefzger, der Band anzugehören, erteilte er allerdings eine eindeutige Absage. Bald übersiedelte Shogricht nach New York, betätigte sich als Schriftsteller, Drehbuchautor und Dokumentarfilmer und hatte während sich Chris Gelbmann hinter den Kulissen des heimischen Musikgeschehens betätigte, wenig bis gar nichts mit Musik am Hut gehabt. Umso überraschender kam es für Gelbmann, dass der Austro-amerikanische Kreativexzentriker plötzlich im zum Studio umfunktionierten Heller-Wohnzimmer stand. Heller hatte den sich mittlerweile inmitten der intellektuellen, New Yorker Literaturszene wohlfühlenden Autor drei Jahre zuvor kennengelernt und wollte nun etwas vom kreativen Input des poetischen Schöngeistes in sein Album einfließen lassen. Schließlich fand sich Shogricht hinter einem Gesangsmikrophon wieder und steuerte eine herzergreifende (und im Nachhinein wohlrezensierte) Version des Heller-Poems „Dann bin i ka Lilliputaner mehr“ zum Kompendium bei, legte aber gleichzeitig großen Wert darauf, sich auch von einem derart interessanten Projekt wie dem Heller-Kompendium nicht zu sehr einverleiben zu lassen. Im Bestreben, seine persönliche (= künstlerische) Freiheit zu bewahren leistet sich Shogricht prinzipiell keine Kompromisse, was auch seine mittlerweile sprichwörtliche Schrulligkeit gegenüber jeglicher Art von Medienkontakten bedingt. Diese ließ schon einige interessierte Musik- und Kulturjournalisten daran scheitern, den introvertierten Künstler zwecks Kontaktaufnahme aufzustöbern.

Wie es Terzi Shogricht verstand, sich von jeglicher, sein Kreativpotential einschränkenden Belastung – gleich ob psychischen oder physischen Urprungs - beinahe apodiktisch freizuspielen, imponierte dem inzwischen zum professionellen Businessman mutierten Chris Gelbmann. Zu begreifen, dass es sich dabei weniger um eine individuelle Schrulle als um eine für das kreative Wesen lebensnotwendige Maßnahme handelt, lieferte dem künstlerischen Selbstverständnis, das auch nach acht Jahren „Industrie“ ein wesentlicher Teil des Chris Gelbmann geblieben war, den Grund für ein weitgehendes Umdenken, das schließlich Anfang 2004 zum Ende seiner Laufbahn in der Major-Tonträgerindustrie führte. Was er innerhalb der Branche erreichen wollte, hatte er zu diesem Zeitpunkt erreicht, was noch ausstand, war die Verwirklichung gewisser künstlerischer Visionen. Also zog er, nicht zum ersten Mal in seinem Leben, die Konsequenz und kündigte – übrigens zum Unverständnis vieler Brancheninsider – seinen wohldotierten Vertrag als A&R Director bei UNIVERSAL.

Das Jahr 2004 schließlich brachte folgerichtigerweise die Rückkehr des Chris Gelbmann vom Regie- in den Aufnahmeraum der diversen Tonstudios, teils mit altbekannten Weggefährten (Nefzger, Fau, Dokalik), teils aber auch mit neuen Kommilitonen wie u.a. dem genialen „Söhne Mannheims“-Pianisten Florian Sitzmann an seiner Seite. Anfang 2005 stellte er nun den melancholisch durchsetzten und musikalisch aussergewöhnlich hochwertig produzierten Tonträger „The Pink Beast of Love“ fertig, der seit Sommer 2005 einem erwartungsvollen Publikum live und in frischer Besetzung - Chris Gelbmann, Karl Sayer (double bass) Gottfried David Gfrerer (national and dobro guitars) und Martin Mader (keyboards) als „Chris Gelbmann and the People Le Dessins“ - präsentiert wird. Als Produzent und Engineer fungierte erwartungsgemäß Alexander „Lexy“ Nefzger, andere Mitstreiter aus nahezu allen Epochen seines künstlerischen Schaffens fanden sich ebenfalls ein um ihr musikalisches Statement einem eindrucksvollen Werk beizufügen.

Nicht unerwähnt sollte in diesem Zusammenhang auch eine weitere Connection des vorliegenden Werkes zu einem Ausnahmekünstler bleiben. In seinem 1980er Opus „Still Life with Woodpecker“ bringt der amerikanische Bestsellerautor Tom Robbins eine skurrile aber letztenendes doch recht schlüssige Abhandlung einer Lovestory, die sich zwar bloß in einem Päckchen „Camel“-Zigaretten abspielt, aber doch genug Umfang besitzt um ein gewisses Sittenbild diverser, unvermeidlicher Sozialismen unserer Zeit von einem ziemlich schrägen Aussichtpunkt aus zu betrachten. Diese Novelle des im nordwestamerikanischen „La Conner“ in einem Baumhaus wohnenden und unter seinen Lesern und Fans Kultstatus geniessenden Edelpoet, lieferte haufenweise Inspirationen für Chris Gelbmanns Erstlingswerk, weshalb nach Abschluß der Aufnahmesessions auch Robbins einer der ersten war, der ein Vorabexemplar des Albums zugeschickt bekam. Zur großen Freude aller Beteiligten kam postwendend ein Kommentar des Autors zum Gehörten und da diesem (der sogar den endgültigen Titel des Tonträgers lieferte) in punkto Kompaktheit und Aussagekraft eigentlich nurmehr wenig hinzuzufügen wäre, soll er dieses Elaborat – das übrigens dann doch ein paar inhaltliche Sensationen mit auf den Weg bekam, wie wir beim Korrekturlesen feststellten – auch beschließen: „Chris Gelbmann dances with the pink beast of Love, falling into ist grasp, then falling out; like a matador with old wounds, flirting with the bull, hypnotizing us with the slow movements of his cape, as he longs finally to become the beast itself.“

Franz Joseph Sauer
Wien, August - September 2005
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